Berlin GOLDBACH (Roșia Montană)
Mit Bertram Kober
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde der Galerie Irrgang,
hiermit laden wir Sie ganz herzlich zur Ausstellungseröffnung am 12. Oktober 2018 um 18.00 Uhr in unsere Räumlichkeiten nach Berlin ein. Unter dem Titel „Goldbach (Roșia Montană)“ präsentieren wir neue Arbeiten des Leipziger Fotografen Bertram Kober.
GOLDBACH (Roșia Montană)
Roșia Montană – auf Deutsch GOLDBACH – ist ein uralter Bergbauort in Siebenbürgen, im Nordwesten Rumäniens. Heute lebt das Dorf in einem Zustand auf Abruf, in einem Dazwischen-Sein. Die Vergangenheit war seit der Antike vom Goldbergbau geprägt. Die Vorräte des kostbaren Edelmetalls gelten lange schon für den konventionellen Abbau als erschöpft. Sichtbare und erkundbare Zeugnisse der Bergbaugeschichte sind kilometerlange Stollen. Diese erstrecken sich in den Bergen rund um das Talbecken.
Als bekannt wurde, dass der staatliche Bergbaukonzern Rumäniens gemeinsam mit einem kanadischen Partnerunternehmen ein neues, gigantisches und massives Abbauprojekt plant, regte sich Widerstand in der Bevölkerung. Ein ganzer Bergrücken, direkt am Dorfrand gelegen, soll dem Vorhaben nach abgetragen, das Gestein zermahlen und aus dem zerkleinerten Material Goldspuren mit Cyanid ausgewaschen werden. Im Nachbartal würde ein See aus der chemischen Lauge entstehen. Wie das aussieht, ist bereits im buntschillernden Wasser des Sees, der sich neben dem riesigen Kupfertagebau, wenige Kilometer von Roșia Montană entfernt befindet, zu betrachten. Dabei ist der dort entstandene See bei Weitem nicht so stark mit Gift angereichert, wie es der „Goldsee“ dann wäre.
Mich erinnert der heutige Zustand von GOLDBACH, an die vielen Dörfer südlich von Leipzig, meiner Heimatstadt, die während der DDR-Zeit abgebaggert wurden und deren Bewohner dem Untergang ihrer Heimat nichts entgegensetzen konnten. Damals begegnete ich einem Ort, der bereits zur Hälfte von seinen Bewohnern verlassen worden war, weil sie dem Beschluss der Entsiedlung für die Bergbaufreiheit folgen mussten. Erst 1989 änderte sich auch in Sachsen die Situation. Die politische Wende in der DDR und folgend die Wiedervereinigung wandelten u. a. auch wirtschaftliche Interessen und Marktlagen. Der Braunkohleabbau im Leipziger Südraum erfuhr in jener Zeit sein Ende.
So wie heute in Roșia Montană prägten in der Nachwendezeit viele verlassene Häuser das Landschaftsbild. Das ehemalige Tagebaugebiet in der Nähe meiner Heimatstadt ist heute in einen interessanten, renaturierten Ausflugs- und Lebensraum umgewandelt worden. Wo die Reise in Siebenbürgen hingeht, ist noch offen. Meine Bilder schauen auf den traurig schönen Zwischenzustand – die Zukunftsmelodie klingt jedoch bereits düster hinein.
Bertram Kober
Wir freuen uns auf Ihren Besuch!
Mit herzlichen Grüßen
Ihre Hieronymus und Tobias Wachter