Leipzig Pommes im Spiegel
Mit Yuko Takatsudo
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde der Galerie Irrgang,
hiermit möchten wir Sie und Ihre Begleitung ganz herzlich zur Eröffnung unserer nächsten Ausstellung am 3. Juni 2022 um 18.00 Uhr in die Leipziger Räumlichkeiten einladen. Unter dem Titel „Pommes im Spiegel“ präsentieren wir Ihnen Arbeiten der Künstlerinnen Yuko Takatsudo und Mari Iwamoto.
Wir freuen uns auf Ihr Kommen und verbleiben mit herzlichen Grüßen
Pommes im Spiegel
„Das Individuum schaut sich im Spiegel an und merkt, dass es keine Kartoffel mehr ist. Es sieht im Spiegel ein eckiges, frittiertes und fette Etwas, das man weder lieben noch hassen kann.“
Yuko Takatsudo und Mari Iwamoto wurden 1987 in Japan geboren. Beide sind in einer Zeit aufgewachsen, als in Japan die Blase des vermeintlich unendlichen Wachstums dann doch geplatzt ist. Aber sehr schnell schon wurde die entstandene Leerstelle durch anderes ersetzt: Eine banale Konsum- und Medienkultur diente fortan der Realitätsflucht und Zerstreuung. Die neue Bildungspolitik brachte die sogenannte „Yutori“ – Generation hervor, die von vielen als desillusioniert und systemkonform wahrgenommen wird. Es ist ein stiller, fast angenehmer Nihilismus, der das Innenleben des modernen japanischen Individuums bestimmt. Diese kollektive Verneinung aller Werte und Normen ist als eine Facette unserer Internetkultur von besonderem Interesse. Indem sich das Individuum in der virtuellen Welt spiegelt, wird das nihilistische Grundgefühl weiter verstärkt.
Die Installationsarbeit “Zivilist” von Mari Iwamoto, die aus einem hohlen, mit Popcorn gefüllten Porzellankopf und einem statischen Korpus besteht, ist Ausdruck jener Problematik. Der materielle Wohlstand, der uns Glück bringen sollte, endet in Erstarrung und Sinnleere. Hastig füllen wir das Vakuum mit aufgepufften Inhalten, Begierden und Gedanken auf.
Yuko Takatsudos Arbeiten gehen aus der Interaktion zwischen banalen Bildern aus dem Internet und ihrer malerischen Darstellung auf Leinwand hervor. Bedeutungslose Fragmente ohne Erzeuger und Sinn, wie beispielsweise Emojis, dominieren massiv unseren alltäglichen Umgang mit „Bildern“. Takatsudos Malerei verweist darauf gleichermaßen humorvoll und lakonisch. Indem sich das Individuum in der virtuellen Welt spiegelt, wird das nihilistische Grundgefühl weiter verstärkt.
(Text: Sool Park)
Yuko Takatsudo „Midnight,Gelb“, 45,5 x 52,5 cm, Öl auf Leinwand, 2022