Leipzig/Berlin In Memoriam Hieronymus Wachter (1976-2019)
Leipzig, den 20. Februar 2019
Wach, engagiert, vorausdenkend wie resümierend, gerne im Gespräch, kreativ, interessiert, engagiert und anpackend – Hieronymus Wachter hat als freundschaftlicher Galerist und Kunsthändler nicht nur in Leipzig viel bewegt. Nun fehlt er. Unfassbar! Er starb heute am frühen Morgen des 20. Februar 2019 an den Folgen eines furchtbar tragischen Unfalls. Mit nur 42 Jahren wurde er mitten aus dem Leben, aus dem Kreis seiner Familie und aus der Arbeit gerissen. Er hinterlässt eine Lücke, die noch gar nicht zu beschreiben ist.
Über elf Jahre führte Hieronymus Wachter die Galerie Irrgang in Leipzig, zunächst am Thomaskirchhof, seit 2011 am Dittrichring. Der Mut, 2007 eine eigene Galerie zu gründen und mit dieser direkt ins Zentrum der Stadt zu gehen, war zu bewundern. Diese Entscheidung, gemeinsam getroffen mit seinem Geschäftspartner Dirk Bolmerg, hat sich aber bald als richtig erwiesen. Auch weil Hieronymus Wachter ein durchaus eigenes Programm zu formulieren wusste: Bei Irrgang war von Beginn an mehr zu sehen als die „Leipziger Schule“. Zeitgenössische Kunst aus Halle, Berlin, Dresden, Köln usw. fand über die Galerie Zugang in die Stadt und hier ihr Publikum. Hieronymus Wachter war stets unterwegs, machte für sich neue Entdeckungen und zeigte sie in Einzel- und gut zusammengestellten Gruppenausstellungen. Basis für seine Begeisterung der zeitgenössischen Malerei, Grafik, Skulptur und Fotografie wie Anker zu den Künstlerinnen und Künstlern der Stadt und dem Publikum war aber doch die Kunst aus unserer sächsischen Metropole. Wachters Credo hieß: „Die ‚Leipziger Schule‘ weist ein Nebeneinander unzähliger Stilformen auf. Doch stil- und generationsübergreifend steht sie für hohen künstlerischen Anspruch, verbunden mit bewusster Gesellschaftsanalyse, vorgetragen mit bemerkenswertem handwerklichen Können.“ Kunst mit solchermaßen Qualität zu präsentieren, diesem Anliegen fühlte er sich verpflichtet wie der Aufgabe, den großen bekannten Positionen – die er selbstverständlich auch zeigte – neue, jüngere an die Seite zu stellen. Der Spannungsbogen war breit gefächert. Hieronymus Wachter bewegte sich geschäftlich zudem immer wieder über die Grenzen unserer Stadt hinaus. Er organisierte Ausstellungen, die die Werke der Künstlerinnen und Künstler von hier anderenorts zeigten. Die Galerie Irrgang selber besteht seit Jahren erfolgreich an zwei Plätzen. Der Bruder Tobias Wachter führt die Berliner Dependance verantwortlich.
Hieronymus Wachter wird uns fehlen. Sein fachliches Wissen, sein Engagement, seine Ideen, sein Einsatz für die Kunst und die Kunstschaffenden, sein Anpacken, seine Stimme, seine Haltung… Der Familie ist tief empfundenes Beileid auszusprechen. Mit ihr trauern sehr viele um den Freund, den Kenner, den Förderer, den Menschen. Farewell.
Christine Dorothea Hölzig