Leipzig „…und dann bin ich aufgewacht“
Mit Janosch Dannemann Benjamin Kerwien Nahyun Koo
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde der Galerie Irrgang,
hiermit möchten wir Sie und Ihre Begleitung ganz herzlich ab dem 30. Mai 2020 zu einem Besuch der neuen Ausstellung in unsere Leipziger Räumlichkeiten einladen. Wir präsentieren Ihnen jüngste Arbeiten der Künstler Janosch Dannemann, Benjamin Kerwien und Nahyun Koo. Deren Bilder und Skulpturen oszillieren zwischen Magischem Realismus, Surrealismus sowie dem Impressionismus und gleichen dabei Erzählungen von einer phantastischen Wirklichkeit, die jeweils mit einem atemlosen »… und dann bin ich aufgewacht« schließen könnten.
Es erwarten Sie hellwach
Ihre Hannah Becker, Dirk Bolmerg, Victoria Hilsberg und Tobias Wachter
Die Bilderwelten der ausgewählten Kunstschaffenden sind – ähnlich wie Träume – manchmal befremdlich, manchmal skurril und entziehen sich einer objektiv gültigen Deutung. Es sind die Assoziationen des Betrachters, die jedes der Werke zu einer eigenen Wirklichkeit verdichten.
Kerwiens jüngst fertiggestellte Bild „12 Quadratmeter in Grün“ scheint wie der bildgewordene intensive nächtliche Traum vom freien Schweben im Raum, in dem das Überwinden von Naturgesetzmäßigkeiten so real empfunden und fraglos hingenommen wird. Ähnlich des Vertigo-Effekts im Film scheint die Szenerie gleichzeitig näher zu kommen und sich zu entfernen. Es entsteht ein Sog. Der Boden wird zur Wand. Perspektive und Standpunkt wollen nicht mehr auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft werden.
Das Zimmer ruht wie am Grunde eines algengrünen Weihers. Und obwohl da Düsternis ist und und der – wie zum Luft holen – aus dem Fenster getriebene Blick des Betrachters „nur“ in eine graue Straßenflucht führt, hat die Darstellung eine ungemein beruhigende Wirkung.
Auch weitere der aktuellen Arbeiten des in Dessau beheimateten Malers Benjamin Kerwien zeigen Architektur im urbanen Raum. Doch durch die meist ungewöhnlichen Blickwinkel gelingt es ihm, Momente und Wahrnehmungen, für die wir im Alltag oft zu abgelenkt sind, darzustellen und ihnen Bedeutung zu geben. Trotz suggestiver Tristesse fühlt sich der Betrachter seltsam getröstet. Die meist mit Mauern begrenzten Räume haben Zugänge und Auswege. Rührend naiv und lebensweise zugleich lassen die Bilder Kerwiens den rastlosen Betrachter innehalten und fordern sanft dazu auf, die sogenannte Wirklichkeit nicht als starren Zustand zu begreifen, sondern als etwas, das „wirkt“.
Den Arbeiten Kerwiens stehen in dieser Ausstellung Werke der jungen Künstler Nahyun Koo und Janosch Dannemann gegenüber.
Die skulpturalen und malerischen Darstellungen der in Halle lebenden Nahyun Koo enthaltenen skurrile Momente und Figuren, welche mit einer ungeheuren Symbolkraft aufgeladen zu sein scheinen. Mehr als eine Wirklichkeit findet Platz in ihren Werken, während die junge Künstlerin sich offenbar den großen Daseinsfragen stellt und dabei – glücklicherweise – den Humor nicht verliert.
Janosch Dannemanns Zeichnungen hingegen erscheinen wie ein halluzinatorischer Farbnebel, aus dem Szenen aus längst vergessenen Kinderbüchern auftauchen. Das Zusammenspiel von Strich, Textur und Farbintensität verstärkt diesen Eindruck noch, so dass man trotz der befremdlichen Szenerien ein Gefühl des Wiedererkennens bekommt.
Die drei Künstler lassen die Wirklichkeit auf einem Seil tanzen und bieten uns befremdeten, erstaunten oder schmunzelnden Zuschauern dabei eine breite Palette der Assoziationen.
(Text Hannah Becker)